28. März 2019 / 12:03
Autor:  Andrea Budich

Es brennt bei den Kameraden der OSL-Feuerwehren

Lebensretter am Limit: Tragehilfen, Not-Türöffnungen und Ölspuren belasten die Feuerwehr-Kameraden zusätzlich. Feuerwehren und Politik mit dem Innenminister in Ruhland an einem Tisch.

Sie haben andere Sorgen als neue Uniformen, die landesweit eingeführt werden sollen. Schicker, dunkler im Farbton und leichter sollen sie sein. „Nicht schlecht, aber brauchen wir nicht wirklich“, sagt Volker Tischer aus Ortrand. „Wir haben ganz andere Probleme. Und die gehören auf den Tisch“, wendet sich der Stellvertretende Amtswehrführer an Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Die ehrlichen Worte, wo genau es bei den Freiwilligen Wehren in Südbrandenburg brennt, hat der Minister von einer Gesprächsrunde im Feuerwehrgerätehaus Ruhland mit nach Potsdam genommen. Anstatt neuer Uniformen brauchen die Kameraden der Ortrander Amtswehr viel dringender neue Fahrzeuge. Das in Ortrand stationierte BUND-Fahrzeug ist 25 Jahre alt. „Wenn es abgezogen wird, stehen wir in Ortrand ohne Löschfahrzeug da“, verdeutlicht Tischer die brenzlige Situation. Kameraden wie Peter Krüger von der Freiwilligen Wehr aus Lindenau bezweifeln indes, dass die Neuregelungen im Brand- und Katastrophenschutzgesetz tatsächlich eine Entlastung bringen werden. Danach, so führt der Innenminister aus, sind die Feuerwehrmänner nicht für jeden Einsatz mit technischer Hilfe künftig zuständig. So sollen die Feuerwehren etwa für die Beseitigung von Ölspuren auf Straßen, Tür-Notöffnungen oder Tragehilfen für Rettungsdienste die entstandenen Kosten verlangen können. „Die Realität im Feuerwehr-Alltag sieht anders aus“, erklärt Ortswehrführer Andreas Schneider aus Annahütte. Wenn beispielsweise eine Ölspur auf der Kreisstraße abzustreuen ist, wird er mit seinen Männern von der Polizei vor Ort gerufen. Die eigentlich zuständige Kreisstraßenmeisterei ist des Nachts und an Nachmittagen nach 16 Uhr nicht erreichbar. „Als Einsatzleiter darf ich die ölverschmierte Straße aber nicht freigeben. Da müssen dann doch die Kameraden ran“, sagt Schneider. Das Szenario kennt  Schröter. Sein Kommentar dazu: „Die Baulastträger werden künftig ihre Erreichbarkeit garantieren müssen.“ Über die Belastungsgrenze gehen zudem die Einsätze, bei denen die Kameraden als Tragehilfe für Übergewichtige angefordert werden. Wenn in der Rettungsleitstelle ein medizinischer Hilferuf eingeht, wird immer häufiger auch die Feuerwehr als Tragehilfe geordert. Allein an einem Tag mussten die Kameraden aus Lauchhammer in der Vorwoche vier Mal eine 170-Kilogramm-Person zum Rettungswagen hieven. „Das geht an die Substanz und ist mit keiner Aufwandsentschädigung aufzuwiegen“, sagt Lauchhammers Stadtwehrführer Silvio Spiegel. Dass die neuen Prämien fürs Engagement der ehrenamtlichen Retter den unermüdlichen Einsatz nicht aufwiegen können, räumt der Innenminister im Ruhlander Gerätehaus ein. Das Geld hätten sich die Kameraden aber redlich verdient. „Wer anspart, kommt im Laufe von 50 aktiven Dienstjahren auf insgesamt 12 500 Euro“, rechnet er vor. Ortrands Amtsdirektor Kersten Sickert nutzte die Chance, die teuren Einsätze der Ortrander Wehr auf der Autobahn anzusprechen. Ihm ist es wichtig, dass der Bund dafür mit ins Boot geholt wird. Mit einer neuen Idee zur Nachwuchsgewinnung überraschte die SPD-Landtagsabgeordnete Gabi Theiss. Die Feuerwehr soll künftig als Pflichtwahlfach zum festen Stundenplan der Ruhlander Oberschule gehören. Wer die Schule nach zehn Jahren verlässt, hat dann auch das Truppmann-Zertifikat in der Tasche. Für den Vorschlag war Schwarzheides Bürgermeister Christoph Schmidt (parteilos) auf der Stelle Feuer und Flamme. Quelle: lr-online.de

Foto: Mirko Sattler