15. Juni 2011 / 22:06
Autor:  Manfred Feller

Feuerleger zerstört fast das Sägewerk Ortrand

In Ruhland geht seit Wochen die Angst um.

Wo legt der Feuerteufel den nächsten Brand? Am Pfingstmontag brannte es auch in Ortrand. Auf dem Sägewerkgelände ging reichlich Holz in Flammen auf. Die beherzten Feuerwehrleute konnten die Produktionshalle und ein Wäldchen retten. Als Sägewerk-Mitinhaber Lothar Schmieder am Montag gegen 17 Uhr über das Feuer in seinem Betrieb informiert wird, kämpfen die Floriansjünger bereits eine Stunde gegen die Flammenwand. „Schon von Weitem habe ich den dunkelbraunen Qualm gesehen“, sagt der 57-Jährige. Er wohnt im sächsischen Ponickau, einem Ortrander Nachbardorf. Binnen weniger Minuten ist der Mann am Ort des Geschehens. Auf der etwas abgelegenen Industriebrache unweit der Lehnsmühlstraße, auf der der kleine Holzbetrieb arbeitet, trifft er auf ein Heer von Feuerwehren mit 78 Kameraden und 20 Fahrzeugen. „Das hat seinen Grund“, erklärt Einsatzleiter Sven Wielk. Bei einem Gewerbebetrieb können Menschenleben in Gefahr sein oder enorme Schäden entstehen. Gegen die von reichlich Holz gespeisten Flammen haben die Wehren aus dem gesamten Amt Ortrand, aus Lauchhammer, Ruhland, Hermsdorf, Großthiemig und Hirschfeld zwei Wasserversorgungsstrecken aufgebaut – eine über Hydranten, die andere aus Richtung der Pulsnitz. Nur die ebenfalls alarmierte Senftenberger Feuerwehr muss nicht mehr eingreifen. Der konzentrierte Schlag zeigt Wirkung. „Wir haben das Wäldchen und die Halle retten können“, ist der Ortrander Ortswehrführer Sven Wielk stolz auf die Brandbekämpfer. Wegen des Qualms rücken sie unter schwerem Atemschutz vor. Nach jeweils 20 Minuten müssen die Nächsten ran. Am Tag danach wird das ganze Ausmaß des Brandes sichtbar. Lothar Schmieder steht mit beiden Beinen in der Asche und weiß: „Das waren einmal 2152 Düsseldorfer Paletten, die wir im Kundenauftrag reparieren sollten.“ Damit nicht genug. Es verbrennen auch für die Produktion neuer Paletten notwendige 30er-Laminatplatten. 28 Stück in der Größe 2,07 mal 2,80 Meter sind so stark beschädigt, dass sie nur noch entsorgt werden können. Darüber hinaus hatte ein Privatmann sieben Raummeter Eichenstämme abgegeben. „Daraus sollten wir für ihn Dachlatten herstellen. Jetzt ist es nur noch Feuerholz“, bedauert Lothar Schmieder. Das Feuer hat dem Mini-Betrieb mit nur drei Vollbeschäftigten mindestens 7000 Euro Schaden beschert. Weil das Gelände nicht umzäunt ist, lohne sich auch keine Versicherung. Schmieder ist außerdem nur Mieter. Um das alte Industriegelände kümmere sich ein Insolvenzverwalter. Der hätte eigentlich für die Umfriedung sorgen müssen, sagt der Firmen-Mitinhaber. Er hofft, nicht auf dem Schaden sitzen bleiben zu müssen. Die Polizei war noch am Montagabend beim Brand. Die Ermittlungen dauern an. Nach deren ersten Erkenntnissen geht auch Lothar Schmieder davon aus, dass hier Brandstifter am Werk waren. Das Feuer sei an drei bis vier Stellen gelegt worden. Dies belegen die teilweise sehr großen Abstände zwischen den Brandherden. Es heißt, dass eine Spaziergängerin den Brand bemerkt und gesehen haben will, wie zwei Kinder davongerannt seien. Es gebe aber auch noch andere Hinweise. Für weitere Tipps von Zeugen ist die Polizei dankbar. Ein Zusammenhang zur Brandserie in und um Ruhland wird nach bisherigen Erkenntnissen ausgeschlossen. In der Nachbarstadt brennen Ödland und Waldboden. Die Feuerwehren waren erst über Pfingsten zu drei weiteren Einsätzen alarmiert worden. Der mutmaßliche Feuerteufel lässt ihnen keine Ruhe. Ruhland erlebt seit einigen Wochen eine bisher einmalige Brandserie. Lothar Schmieder ist den Feuerwehren dankbar, dass sie die Produktionshalle mit den Maschinen gerettet haben. Alles andere wäre das Ende des Sägewerkes gewesen. Den einst volkseigenen und später geschlossenen Betrieb habe sein Vater Gottfried mit aufgebaut. Lothar Schmieder ist 2009 dorthin zurückgekehrt. Quelle: Lausitzer Rundschau

Fotos: Manfred Feller