19. Februar 2012 / 17:02
Autor:  Kathleen Weser

Rettungsaktion am Gräbendorfer See

Am Gräbendorfer See sind am gestrigen Freitag drei Menschen aus dem eisigen Wasser gezogen worden. Die Crew von Rettungshubschrauber Christoph 33 und Feuerwehren der Region haben geübt, Verunglückte aus dem zugefrorenen Gewässer zu retten.

Die Rettungsaktion am Gräbendorfer See erfordert Präzision und eine perfekte Abstimmung zwischen Pilot und Rettungsassistent. Deshalb hört Andreas Stahl (35), der Christoph 33 fliegt, im Ernstfall auch aufs Wort. „Ich habe selbst keine Sicht auf den Verunglückten im Wasser und bin voll auf die Einweisung des Rettungsassistenten angewiesen“, erklärt er. Der Pilot muss sehr dicht an die Unglücksstelle heran, darf ihr aber auch nicht zu nah kommen, um das Opfer nicht weg- oder gar unter das Eis zu drücken.

Ringo Schulze (38) nimmt den eingebrochenen Mann aus luftiger Höhe aus der offenen Seitentür von Christoph 33 dagegen sehr genau ins Visier. In zehn bis 15 Metern Höhe, die der Hubschrauber inzwischen scheinbar über der Unglücksstelle steht, weht dem Helfer der Wind dort oben eiskalt ins Gesicht. Zwei Tonnen Gewicht hält der Pilot präzise über der Unglücksstelle, über der es verdammt stürmisch wird. Ringo Schulze lässt das Seil mit der Schlinge, die das Opfer zur eigenen Rettung im kalten Wasser ergreifen muss, herunter. Doch Alexander Schulz (30) von der Feuerwehr Großräschen-Nord hat Mühe, die Schlinge zu fassen. Der Rettungsassistent lotst Andreas Stahl, der Pilot leistet Maßarbeit, und dem Verunglückten gelingt es dann auch recht schnell, das Seil zu ergreifen. Er wird auf dem Eis zum Ufer gezogen, wo er vom Notarzt versorgt werden kann. „Dort im Wasser ist nichts zu sehen“, erzählt der Feuerwehrmann. „Man kann sich wirklich nur auf sein Gefühl verlassen“, bestätigt auch Ralf Schammler (28) von der Feuerwehr Altdöbern. Er ist ebenso wie Christian Lüdke (24) von der Wehr Großräschen-Nord begeistert vom ungewöhnlichen Einsatz als Opfer im Gräbendorfer See. „Verunglückte packen das, die Schlinge zu erwischen. Da geht es ums Überleben“, schätzt Lüdke ein. Mit kalten Händen und Füßen und einem strahlenden Lachen im Gesicht beenden die Männer die Übung, die von ihren Feuerwehren initiiert wurde.

Die Gelegenheit zu trainieren, wie Menschen aus gefrorenen Gewässern gerettet werden, ist selten. Das bestätigt die Crew des Senftenberger Rettungshubschraubers. Die Lausitzer Seen aber erfordern dies zwingend, mahnt Feuerwehrmann Andy Lehnig (27) aus Großräschen.
Quelle: Lausitzer Rundschau

Fotos: Holger Neumann