14. Oktober 2012 / 09:10
Autor:  Kathleen Weser

Schwerstarbeit für Retter am Unfallort

Feuerwehren im Landkreis in diesem Jahr mit technischen Hilfeleistungen stark gefordert

Leben zu retten nach schweren Verkehrsunfällen ist seelisch und auch körperlich Schwerstarbeit für die Einsatzkräfte der Feuerwehren. Das bestätigt Kay-Uwe Krahl, Ortswehrführer in Drochow. "Der Ernstfall heißt immer auch, improvisieren zu müssen", erklärt der Feuerwehrmann. Dass die Handgriffe gerade bei technischen Hilfeleistungen sitzen, sei aber zuerst Übungssache. Und deshalb hat es Krahl vor dem Depot ganz bewusst krachen lassen. Vor dem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Drochow ist ein Volkswagen bei einem Unfall auf dem Dach gelandet. Zwei Insassen sind außer Stande, sich selbst aus dem lädierten Fahrzeug zu retten. Mit allen technischen Mitteln müssen die Kameraden ans Werk, um die offensichtlich schwer verletzten Personen aus dem Autowrack zu befreien. "Vor fast dieser Situation haben wir auf der Autobahn schon gestanden", bestätigt Ortswehrführer Kay-Uwe Krahl. Zu 98 Verkehrsunfällen mit 66 Verletzten sind die Feuerwehren in diesem Jahr im Landkreis bereits ausgerückt (2011: 121/91). Das laufende Einsatzjahr verlangt den Kameraden damit sehr viele technische Hilfeleistungen ab (bis einschließlich September: 614; im ganzen Jahr 2011: 541). Menschenleben sind 29 gerettet worden (Vorjahr: 14). Jeweils vier Verunglückte konnten in diesem und dem vergangenen Jahr nur noch tot geborgen werden. Das offenbart die Einsatz-Statistik von Kreisbrandmeister Ingo Worreschk. Der Unfallwagen von Drochow wird zunächst gegen das Kippen und Verrutschen gesichert. Die Kameraden zweckentfremden dafür eine Stehleiter. Nachdem sie Klinkersteine unter das Autodach gestapelt haben, um den Wagen in Waage zu bringen, halten nun die beiden Leiter-Teile jeweils fest verbunden mit den Hinterrädern das Fahrzeug. Jetzt kann die Heckscheibe zertrümmert und der erste Verletzte, der Fahrer, auf Anweisung des Notarztes mit dem Rettungsbrett aus dem Wrack gezogen werden. Der Bewusstlose auf dem Beifahrersitz ist allerdings im Fußraum eingeklemmt. Zwei Kameraden setzen Schere und Spreizer an, um die Fahrertür aus den Angeln zu heben. Der Notarzt muss schnellstens zum kopfüber im Unfallauto liegenden Schwerverletzten gelangen, um diesen zu stabilisieren. Dann gibt er den Einsatzkräften das Zeichen, dass der Mann durch den zu öffnenden Wagenboden herausgehoben werden muss. Das Autowrack muss damit an der stabilsten Stelle zerlegt werden – präzise und zügig. Denn für das Opfer wird jede Sekunde der Angst noch länger. Ein Hydraulikdruck von 680 Bar verleiht der Schere zwar die nötige Kraft, um die Karosserie zu durchtrennen. Mehr als eine Stunde braucht die Truppe aber trotzdem, um Beifahrertür und Fahrzeugboden so weit zu öffnen, dass das Opfer aus dem Unglückswagen befreit werden kann. Ortswehrführer Kay-Uwe Krahl zeigt sich mit der Leistung der Kameraden am Ende zufrieden – "bis auf Kleinigkeiten". Quelle: Lausitzer Rundschau