20. November 2013 / 09:11
Autor:  Uwe Hegewald

Nach heißer Übung für den Ernstfall gewappnet

Unerschrockenen, wagemutig und entschlossenen

stellen sie sich Rauchwolken und Flammenmeeren entgegen. Ihr Auftrag: Menschen oder deren Hab und Gut retten. Ihre Bezeichnung: Angriffstrupp. Für den Ernstfall fit gemacht haben sich die Feuerwehrleute an einer mobilen Brandsimulationsanlage (BSA) im Feuerwehr- und Katastrophenschutz Technischem Zentrum (FKTZ) Großräschen. „Die Flammen schlagen die Treppe hinauf“, tönt es aus der Funksprechanlage. Mit knappen Worten schildert Rüdiger Joppa seinem außen postierten Gruppenführer die Situation. Mit seinem Strahlrohr kämpft sich Angriffstruppführer Joppa weiter ins Innere vor. Ständig an seiner Seite: Angriffstruppmann René Läser. Die beiden jungen Männer sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Lipten (Gemeinde Bronkow) und von der Wehrführung für die Spezialausbildung in der BSA benannt worden. Knapp 250 Feuerwehrleute aus dem gesamten Landkreis OSL erleben an vier Tagen Extremsituationen, die einem Ernstfall gleichen. „Wir haben eine Gasflasche entdeckt und werden diese kühlen“, melden Joppa und Läser nach draußen. Die beiden Liptener müssen sich allein auf ihren Tastsinn verlassen. Die Räume, durch die sie sich kämpfen, sind ihnen völlig unbekannt; die Sicht aufgrund ausgefallener Beleuchtung und massiver Rauchentwicklung stark eingeschränkt. Licht spenden nur ihre Handlampen und die Flammen die an Wänden und Decken empor klettern. Sie zwingen den Angriffstrupp, sich dem vermeintlichen Brandherd auf allen Vieren zu nähern. Immer wieder entwickeln sich Feuerwalzen mit Temperaturen von über 400 Grad, die über den Köpfen der beiden Feuerwehrmänner zusammenschlagen. Inszeniert wir das Flammeninferno durch Jörg Stahl, dem Regisseur in der Brandsimulationsanlage. Aus einem, mit Sicherheitsglas versehenen Leitstand, kann er die Flüssiggasbatterie und somit die Flammenintensität steuern. Seine Blicke sind dabei immer auf die Angriffstrupps gerichtet. „Den Jungs, aber auch Mädchen werden die Grenzen ihrer körperlichen und psychischen Belastbarkeit aufgezeigt. Gelegentlich kommt es auch vor, dass wir die Übung abbrechen müssen“, berichtet Jörg Stahl, der in Sachsen selbst eine Ortsfeuerwehr leitet. 19 Meter misst der 40-Tonner-Truck der Fa. Blaul & Seifert GmbH, aus Burgstädt (bei Chemnitz), in dem sich Rüdiger Joppa und René Läser schließlich einem brennenden Kochtopf nähern. „In dem wird brennendes Frittierfett nachempfunden, was auf keinem Fall mit Wasser gelöscht werden darf“, erzählt Ingo Worreschk. Angespannt blickt der Kreisbrandmeister auf die Uhr: Seit etwa 20 Minuten kämpft sich das Team durch Dunkelheit, Rauch und Feuer. „Langsam dürfte der Sauerstoff knapp werden“, prophezeit Worreschk und er soll Recht behalten. Sobald der Luftdruck in den Flaschen in den Grenzbereich fällt, wird das durch einen Pfeifton akustisch signalisiert. Als die Liptener erschöpft aus der Anlage klettern, ist genau dieses Pfeifen zu hören. „Das war schon heftig“, fasst Rüdiger Joppa seine Eindrücke zusammen. Noch etwas außer Atem pflichtet René Läser seinem Kameraden bei: „Überwältigend. Ich kann nur Jedem empfehlen, die Chance einer Ausbildung in einer Brandsimulationsanlage zu nutzen.“ Die Haare sind noch nass und die Druckstellen von der Atemschutzmaske im Gesicht zu erkennen, als beide zur anschließenden Auswertung schreiten. Die Feuerwehr-Kreisausbilder Detlef Glinzk (Altdöbern) und René Hadlich (Lauchhammer) geben Empfehlungen zu Abläufen die ausbaufähig sind. Auch wenn sich die beiden Liptener blind verstehen, sollen sie keinesfalls den Kontakt nach außen vernachlässigen. „Der Angriffstrupp ist das Auge des Gruppenführers, der auf die Informationen angewiesen ist“, fordert Hadlich mehr Mut zur Kommunikation – auch wenn die Lage unübersichtlich ist, einem Flammen und Löschwasser um die Ohren schlagen, Hitze durch die Einsatzuniform dringt und das Atmen schwer fällt.

Fotos: Uwe Hegewald