27. November 2013 / 20:11
Autor:  Uwe Hegewald

Neuer Verbandspräsident für Brandenburgs Feuerwehrleute

Der Wechsel an der Spitze des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg (LFV BB) war das bestimmende Thema der 16. Delegiertenkonferenz, die erstmals in Vetschau stattgefunden hat.

Mehrheitlich ist Werner-Siegwart Schippel am Samstag zum neuen Präsidenten gewählt worden. Er setzt die Arbeit von Manfred Gerdes fort, der den LFV BB 1990 mitgegründet hatte und das Präsidium zehn Jahre leitete. „Unsere große Herausforderung ist die demografische Entwicklung“, betonte Werner-Siegwart Schippel, dem 70 von 81 Delegierten ihr Vertrauen aussprachen. Richtlinie soll eine „Politische Agenda der Feuerwehren des Landes Brandenburg zur EU-, Kommunal- und Landtagswahl 2014“ bilden, die von den Delegierten im Festsaal von Spreewaldbauer Ricken verabschiedet wurde. Das Papier beinhaltet ein 11-Punkte-Programm, mit dem die Zukunft der Feuerwehren im Land Brandenburg stabilisiert werden soll (siehe zum Thema). Werner-Siegwart Schippel (SPD), der noch bis 2014 sein Mandat im Landtag erfüllen wird, machte die Notwendigkeit einer solide aufgestellten Feuerwehr am Beispiel der Hochwassereinsätze fest. „Ohne Freiwillige Feuerwehr werden wir kommende Jahrhunderthochwasser nicht beherrschen“, mahnte Schippel. Hans-Peter Kröger, ließ anklingen, dass die Feuerwehr aus den Kämpfen an den Deichen auch Positives ziehen könne. Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes zeigte sich beeindruckt von der freiwilligen Hilfe vieler Bürgerinnen und Bürger. „Junge Leute wollen über Twitter oder Facebook alarmiert werden. Die Bereitschaft zu temporärer Hilfe sollten wir kanalisieren“, befand er. „Möglicherweise stellt sich ehrenamtliches Wirken heute auch anders dar“, bemerkte der aus Schleswig-Holstein angereiste Kröger. Brandenburgs Innenminister, Ralf Holzschuher (SPD) würdigte die Arbeit der 42 000 Feuerwehrleute im Land, als „unschätzbar, unbezahlbar und unverzichtbar“. „Wir brauchen das stark in der Gesellschaft verankerte System der Freiwilligen Feuerwehr“, antwortete er auf eine von ihm selbst formulierte Frage: „Feuerwehr ohne Ehrenamt ist denkbar, aber ist sie auch erstrebenswert?“ Beim scheidenden LFV-BB-Präsidenten, Manfred Gerdes, bedankte sich Ralf Holzschuher, für dessen Einsatz rund um das Feuerwehrwesen im Land. „Es ist zweifellos ein Verdienst des Feuerwehrmannes aus Eichwalde (Dahme-Spreewald), dass der Verband so gut aufgestellt ist“, lobte der Minister. In seinem Amt als Präsident nutzte Manfred Gerdes noch einmal die Gelegenheit, um eine Lanze für „seine“ Kameradinnen und Kameraden zu brechen: „Das Ehrenamt in den Reihen der Feuerwehr ist nicht mit anderen zu vergleichen. Wir erfüllen hoheitliche Aufgaben zur Daseinsvorsorge“, unterstrich er und warb für mehr Akzeptanz und Vergünstigungen: Demnach könnte die Auszeichnungs- und Anerkennungskultur gestärkt werden, Feuerwehrleute sollten bei Besuchen in Bädern, Theater, Kino oder Bibliotheken Vergünstigungen genießen dürfen oder bei Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Uniform ermäßigt oder kostenlos reisen dürfen. Ferner führte er das Thema Feuerwehr-Rente an sowie Preisnachlässe bei Weiterbildungen an Volkshochschulen. Gerdes hielt den Delegierten und Gästen, darunter mehrere Landtagsabgeordnete, Landrat Siegurd Heinze und Vetschaus Bürgermeister Bengt Kanzler die Notwendigkeit von Begünstigungen vor Augen. „Die Zahl der Aktiven in der Feuerwehr wird bis 2020 auf 35 000 Mitglieder sinken. Die Einsatzkraft ist gefährdet“, sagte er und mahnte: „Es ist fünf vor 12, wenn nicht sogar später.“ Große Geste des Landesfeuerwehrverbandes Die Worte von Manfred Gerdes klangen wie in Stein gemeißelt. Vor dem offiziellen Beginn der 16. Delegiertenversammlung des Landesfeuerwehrverbandes (LFV BB) überreichte der scheidende LFV BB-Präsident dem Direktor des Friedenszentrums Ošwięcim (Auschwitz), Janusz Marszalek, einen Stein und sagte: „Ich entschuldige mich für die Gräueltaten, die Deutsche Soldaten ans polnische Volk verübt haben.“ Mit dem Überreichen des „Steines aus märkischen Landen“ folgt der LFV BB einer Initiative des Friedenszentrums, das am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau die Errichtung eines Erinnerungs- und Friedenshügels beabsichtigt. Im Inneren des Gebäudes mit 100 Metern Durchmesser, 35 Metern Höhe und vier Etagen soll eine Ausstellung der symbolischen Gedenk-Steine und Botschaften aus aller Welt etabliert werden. Die von ehemaligen Häftlingen aus Konzentrationslagern und Zuchthäusern vorangetriebene Initiative bewog bereits Menschen aus der ganzen Welt, Gedenksteine zuzusenden. Zu den Steinen vom Mose Felsen, der Verkündungskapelle in Nazareth, aus Hiroshima, Theresienstadt und Wolgograd (ehem. Stalingrad), von der Klagemauer in Jerusalem oder der Frauenkirche Dresden gesellt sich nun ein Stein aus dem Land Brandenburg. Manfred Gerdes verwies auf die „Workcamps der helfenden Verbände“, die regelmäßig in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück durchgeführt werden. Besucht werden diese von Organisationen wie den Landesjugendring Brandenburg, der Johanniter-Jugend Berlin Brandenburg, der Malteserjugend Berlin, den Landesverbänden des THW Berlin-Brandenburg und Sachsen-Anhalt, oder dem Jugendrotkreuz und der Landesjugendfeuerwehr Brandenburg. In Ravensbrück reifte auch der Entschluss, das polnische Projekt mit einem weiteren Mosaikstein zu ergänzen. Janusz Marszalek bedankte sich für den Stein mit der Aufschrift „Landesfeuerwehrverband Brandenburg e.V., November 2013“, dem der der Kreisfeuerwehrverband Uckermark einen weiteren Ziegel hinzufügte. Der Leiter des Friedenszentrums erinnerte, „dass das Andenken an alle Opfer von Völkermord, Diktaturen und Kriegen bewahrt werden muss und der Frieden nicht von allein kommt“. Den Delegierten und Gästen berichtete Janusz Marszalek von einem verachtenden Fall in Damaskus (Syrien), wo kürzlich eine Frau mit einem Kreuz gefoltert worden war. Quelle: Lausitzer Rundschau

Fotos: Holger Neumann