03. Januar 2014 / 22:01
Autor:  Manfred Feller

Polizei jagt Anrufer nach Bombendrohung in Senftenberg

Täter erwartet Haft / Evakuierung des Klinikums Niederlausitz war angelaufen / Transport für Intensivpatienten wäre lebensgefährlich

Die Polizei ist auf der Suche nach dem Mann, der am Neujahrsabend telefonisch eine Bombendrohung gegen das Klinikum Niederlausitz ausgesprochen hat. Der Unbekannte hat einen Großeinsatz mit mehr als 200 Rettungskräften und annähernd 100 Fahrzeugen aus dem gesamten Landessüden ausgelöst. Der noch unbekannte männliche Bombendroher gegen das Klinikum Niederlausitz kann sich warm anziehen. Wenn er gefasst und vor Gericht gestellt werden sollte, dann drohen ihm eine Freiheitsstrafe und hohe Schadenersatzforderungen. Der Mann habe sich der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten schuldig gemacht, sagt Ines Filohn, Sprecherin der Polizeidirektion Süd in Cottbus. "Das war kein Dummerjungenstreich", ergänzt Landrat Siegurd Heinze (parteilos), Leiter des Katastrophenschutzstabes des Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Hinter vielen Einsatzkräften, Ärzten, Pflegern und Krankenschwestern lag eine ohnehin angespannte Silvesternacht. Manche sind nach ihrem 24-Stunden-Dienst erneut herausgeklingelt worden. Der anonyme Anruf ging nach Polizeiangaben am Mittwoch kurz vor 19 Uhr in der Telefonzentrale des Klinikums Niederlausitz in Senftenberg ein. "Die Telefonistin hat absolut korrekt gehandelt", sagt Klinikumsgeschäftsführer Hendrik Karpinski. Der Alarmierungsplan wurde ausgelöst. Was dann in Gang gesetzt wurde, war eine der größten Notfalloperationen von Landkreis, Kommunen, Polizei und Rettungskräften der vergangenen Jahre im Landkreis Oberspreewald-Lausitz und hier speziell an den Klinikumsstandorten Senftenberg und Lauchhammer. Nach Angaben der Leitstelle Lausitz sind nicht weniger als etwa 230 Kräfte mit insgesamt 99 Fahrzeugen nach Senftenberg und Lauchhammer beordert worden, um für den Fall der Fälle die Krankenhäuser evakuieren zu können. Neben den Feuerwehren aus Senftenberg und den Ortsteilen waren Sanitätseinsatzgruppen aus den Landkreisen OSL, Elbe-Elster, Spree-Neiße, Cottbus, Dahme-Spreewald und sogar aus Hoyerswerda in Sachsen zu den Alarmierungsstandorten beordert worden. Zusätzlich wurde in den umliegenden Krankenhäusern abgefragt, wie viele Patienten dort aufgenommen werden können. Für den Transport stand auch die ADAC-Luftrettung in Senftenberg in Bereitschaft, so die Leitstelle weiter. Parallel dazu wurden zwei Sprengstoffspürhunde der Landes- und der Bundespolizei angefordert. Gegen 22 Uhr konnte am Klinikum in Senftenberg Entwarnung gegeben werden, etwas später in Lauchhammer. Dort war wegen des späteren Eintreffens des Spürhundes bereits mit der Evakuierung begonnen worden. Etwa 40 Patienten, die nicht auf fremde Hilfe angewiesen waren, sind laut Hendrik Karpinski in Nachbargebäude in Sicherheit gebracht worden. Patienten in der Intensivüberwachung verblieben im Haupthaus. Am Standort Senftenberg hätte eine Evakuierung sechs beatmungspflichtige Patienten betroffen. Dr. Petra Prignitz, Ärztliche Leiterin des Rettungsdienstes im Landkreis und am Ereignisabend Leitende Notärztin, ist froh, dass es dazu nicht gekommen ist. Wahrscheinlich hätten nicht alle Patienten die zusätzliche Strapaze lebend überstanden. Nach ihrer Aussage befanden sich am Neujahrsabend ungefähr 185 Patienten am Klinikstandort Senftenberg, darunter auch frisch Operierte. Alle seien über die Bedrohung informiert worden und hätten sich ruhig und diszipliniert verhalten. Dr. Petra Prignitz hatte vor der Bombendrohung einen 24-Stunden-Dienst als Rettungsärztin in Lübbenau hinter sich. Sie war nur kurz zu Hause und wurde dann erneut gerufen. Drei Notärzte aus den Nachbarlandkreisen verstärkten das Team. Die Patienten wären in umliegende Krankenhäuser sowie in kreisliche und kommunale Einrichtungen evakuiert worden. Dafür stehen nach Auskunft von Landrat Siegurd Heinze unter anderem Altenheime, Turnhallen und die Niederlausitzhalle zur Verfügung. Die kurzfristige Ausstattung und Versorgung obliege dann dem Landkreis. Aus Sicht des Klinikumsgeschäftsführers war die Bombendrohung am Neujahrstag, an dem die Rettungssysteme ohnehin angespannt sind, eine zusätzliche enorme Belastung. Dennoch sei alles koordiniert abgelaufen. Tatverdächtiger gefasst! Nach der Bombendrohung gegen ein Krankenhaus in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) haben die Ermittler einen Tatverdächtigen gefasst. «Es handelt sich um einen Heranwachsenden, der noch unter das Jugendgerichtsgesetz fällt», bestätigte Oberstaatsanwalt Horst Nothbaum einen Bericht des RBB. Er sei bereits vernommen worden, habe aber alle Vorwürfe bestritten. Der Tatverdächtige soll am Neujahrsabend dem Klinikum Niederlausitz telefonisch gedroht haben, eine Bombe zu sprengen. Bei dem folgenden Großeinsatz wurde die Klinik zur Evakuierung vorbereitet, ein Großteil der Patienten wurde in einem Nebengebäude untergebracht. Quelle: Lausitzer Rundschau

Fotos: Steffen Rasche