30. Juli 2015 / 08:07
Autor:  Kathleen Weser

Der Feuerwehr-Streit geht in die letzte Runde

Amtsausschuss Ortrand tagt am heutigen Donnerstag in Frauendorf zum hausgemachten Doppel-Problem

Der im Amt Ortrand hausgemachte Feuerwehr-Streit geht in die Entscheidungsschlacht. Der Amtsausschuss soll am heutigen Donnerstag in Frauendorf das Machtwort sprechen. Denn die Streitparteien zeigen sich weiter unversöhnlich. Und das gefährdet den Brandschutz im Amt akut. Der umstrittenen Beschluss der Gemeinde Lindenau, den Schulungsraum des Feuerwehrgebäudes für den Hortbetrieb zu nutzen, hat die ehrenamtlichen Einsatzkräfte im Dorf auf die Palme gebracht. Alle Ortswehrführer im Amt Ortrand haben daraufhin solidarisch ihre Rücktrittsgesuche eingereicht. Bislang sind diese weder angenommen noch abgelehnt worden. Aber die Feuerwehren von Frauendorf bis Großkmehlen sind seit Wochen führungslos – und trotz erklärter Einsatzbereitschaft mit jedem weiteren Tag weniger einsatzbereit. Denn weder Dienst- noch Ausbildungspläne werden gepflegt. Und die Wehrführer lassen von der Forderung auf den Verzicht der geplanten Hort-Nutzung nicht ab. Aber auch die Gemeindevertreter weichen keinen Schritt zurück. "Der Beschluss, den Schulungsraum wochentags um die Mittagszeit zu nutzen, damit die Hortkinder in Ruhe ihre Schulaufgaben erledigen können, wird nicht zurückgenommen", erklärt Bürgermeister Jürgen Bruntsch. Die Gemeinde Lindenau sei Eigentümerin der alten Schule, die zum Depot umgebaut worden ist, und werde etwa drei Jahre zeitweise über den Raum verfügen. Um den Rechtsanspruch der Familien mit berufstätigen Eltern auf einen Kita-Platz in Lindenau erfüllen zu können, gebe es dazu keine Alternative. Denn die Kinder in einem Bürocontainer oder in der leer gezogenen Schule unterzubringen, sei verworfen worden. Auch aus Kostengründen. Die Gemeinde plane, das Kindergarten-Gebäude zu erweitern, um neue Platzkapazitäten zu schaffen. Dies brauche etwas Zeit, die mit der Nutzung des Schulungsraumes nur überbrückt werden solle. Der Segen des Landkreises Oberspreewald-Lausitz für diese Hortlösung liege vor. Denn letztlich steht die Betriebserlaubnis auf dem Spiel. Rückenwind dafür komme auch von der Feuerwehrunfallkasse. Diese bestätige, dass der stundenweise Hortbetrieb im Schulungsraum des Depots die Feuerwehr nicht beeinträchtige. Das soll eine Vereinbarung zwischen der Gemeinde Lindenau und dem Amt Ortrand als Träger des Brandschutzes garantieren. Dem Papier zufolge werden die Hortkinder im Einsatzfall unverzüglich aus dem Gerätehaus in die benachbarte Kindereinrichtung geführt. Denn mit den Piepern der Kameraden werde stets auch die Sirene ausgelöst. Doch das ist unrichtig, klären die Kameraden auf. Denn Alarmierungen für die Bergung von Personen nach Selbsttötungen, die auch in jüngster Vergangenheit nicht selten waren, werden nicht an die große Glocke gehängt. Dass am Depot ein Kind unter die Räder komme, müsse verhindert werden. Und gerade nach Einsätzen wie diesen seien das seelsorgerische Gespräch und damit der Gemeinschaftsraum unverzichtbar, um das Erlebte zu verarbeiten. In der Mittagszeit ist die Lindenauer Feuerwehr der Statistik zufolge seit dem Jahr 2008 zu 18 Einsätzen ausgerückt. Die Kameraden stehen in Folge der Ausstattung der Wehr und der Nähe zur Autobahn nach Ortrand an zweiter Stelle in der Ausrückordnung. Die Kommunalaufsicht des Landkreises sieht den Träger des Brandschutzes, das Amt Ortrand, in der Pflicht. Ein rechtliches Einschreiten sei "momentan nicht erforderlich, da die Gewährleistung der Einsatzbereitschaft nach aktueller Einschätzung nicht gefährdet ist". Doch die Feuerwehren, die ihre Arbeit torpediert und wenig Wert geschätzt sehen, kündigen die Austrittswelle schon an. Quelle: Lausitzer Rundschau (lr-online.de)

Foto: Mirko Sattler