18. November 2015 / 09:11
Autor:  Jan Augustin

OSL-Feuerwehr schlägt jetzt selbst Alarm

Konzept deckt erhebliche Mängel im FKTZ in Großräschen auf / Gebäude und Ausbildung sollen moderner werden

Das Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Zentrum in Großräschen (FKTZ) ist unsicher, veraltet und nur ein Provisorium. Zu diesem Schluss kommt ein Konzept, das jetzt vorgestellt wurde. Der Landkreis spricht von einem Investitionsstau und vom Glück, bisher nicht an Katastrophen beteiligt gewesen zu sein. Die Mängelliste ist lang. Auf 37 Seiten haben Feuerwehrleute und Verwaltungsmitarbeiter den Zustand im FKTZ beschrieben. Er ist besorgniserregend. Es gibt Defizite in der Ausstattung und Ausbildung. Es fehlt an Technik, Platz und Personal. Bedrohlich klingt die Situation im Katastrophenschutz, wo es nicht einmal ein entsprechendes Lager für die vorhandenen Materialien gibt. Im Konzept werden Lösungsansätze vorgeschlagen. Die kosten eine Stange Geld. Insgesamt wohl weit mehr als eine Million Euro. Erstmals vorgestellt wurde das Papier beim Kreisentwicklungsausschuss am Montag in Großrä-schen. Ein Überblick: Ausgangslage: Die ehemalige Poliklinik wurde Ende 1997 zum Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Zentrum ausgebaut. Seitdem ist zu wenig passiert. Wehrführer kritisieren diesen Zustand seit Langem. Gemeinsam mit der 1. Beigeordneten Grit Klug, weiteren Verwaltungsmitarbeitern und Feuerwehrleuten ist ein Konzept entstanden, das Mängel und Lösungsvorschläge beinhaltet. Es soll im ersten Quartal 2016 durch den Kreistag beschlossen werden. Mängel in der Ausbildung: Im FKTZ findet die Kreisausbildung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute statt. Die ist laut Kreisbrandmeister Ingo Worreschk "in die Jahre gekommen". "Wir haben in den letzten Jahren mehr oder weniger improvisiert." Im Lehrgang "Sprechfunk" müssen laut Konzept weitere Ausbilder gefunden werden. Eine bedarfsgerechte Ausbildung sei nicht möglich. Im Lehrgang "Truppenführer" können nicht alle Übungselemente trainiert werden, da Hilfsmittel nicht vorhanden sind. Nicht möglich sei zum Beispiel das Üben mit Schaum und Pulver, weil es dafür keinen Übungsplatz gibt. Riskant ist das Training mit tragbaren Leitern – wegen fehlender Anschlagpunkte am Haus. Das Manöver der technischen Hilfeleistung im Straßenverkehr kann nicht geprobt werden, weil ein entsprechender Streckenabschnitt fehlt. Überholt ist auch der Geräteraum zum Erbringen der geforderten Arbeitsleistung im Lehrgang "Atemschutzgeräteträger". Die vorhandenen Schlaghämmer müssen aussortiert werden, da sie von der Unfallkasse nicht mehr zugelassen sind. In der Atemschutzübungsanlage fehlt eine Absauganlage, die den Raum innerhalb von 30 Sekunden von Rauch befreit. Defizite gibt es auch im Lehrgang "Maschinist für Löschfahrzeuge". So fehle es an geeigneten Schulungsmitteln. Der vorhandene Pumpenprüfstand sei nur eingeschränkt nutzbar. Auf dem Gelände gibt es keinen zentralen Löschteich. Ebenso wird im Konzept das Fehlen von Hydranten und eines Feuerlöschbrunnens bemängelt. Beanstandet werden die zu kleinen Auf- und Abstellflächen für Fahrzeuge auf dem Gelände. Das Retten aus Höhen und Tiefen sowie die Türnotöffnung könne nur theoretisch gelehrt werden. Geplante neue Lehrgänge: Ein Grundkurs Absturzsicherung soll Arbeitsweisen und Sicherungsmethoden bei Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen vermitteln. Dafür sei die Anschaffung eines Höhensicherungsgerätes zwingend erforderlich. Für einen Lehrgang im Bereich Verkehrsunfall soll auf einem neuen Übungsgelände eine Straße mit Leitplanke und Straßengraben gebaut werden. Die Fläche dafür müsste allerdings noch erworben werden. Im Auge hat der Kreis ein gut 27 000 Quadratmeter großes Flurstück in Freienhufen. Vorteil: Das Gelände an der Sonnenstraße liegt nicht in unmittelbarer Nähe von Wohngebäuden, Gesundheitseinrichtungen oder eines künftigen Erholungsgebietes. Defizite im Katstrophenschutz: Derzeit verfügt der Landkreis lediglich über einen "äußerst provisorischen" Stabsraum für den Verwaltungsbereich, der gleichzeitig als Schulungs- und Besprechungsraum genutzt wird. Beabsichtigt ist daher der Bau von klimatisierten Stabsräumen und weiteren Zimmern, zum Beispiel für die Einrichtung eines Bürgertelefons. Da das Gebäude dabei an seine Grenze stößt, gibt es zwei Lösungsvorschläge. Eine Variante sieht den Kauf eines angrenzenden Gebäudeteils vor. Variante zwei wäre der Neubau eines Stabsgebäudes. Technisch ausgestattet sollte die neue Einrichtung künftig mit einer großflächigen Whiteboard-Tafel, Beamer, TV-Systemen, Laptops und Einsatzführungssoftware sein. Gefahr im Katastrophenschutzlager: Laut Konzept werden bisher vorhandene Materialien unsortiert im Garagenkomplex untergebracht. "Als äußerst bedenklich" stufen diese Situation die Mitarbeiter des Brandschutzes ein. Entweder müsse ein Hochregal-Lagersystem gebaut werden, um einen schnellen Zugriff zu gewährleisten. Zweckmäßiger wäre jedoch ein Neubau. Ziel: Das FKTZ soll an den Anforderungen und Erfordernissen der Zukunft orientiert sein, "um noch stärker als Dienstleister für die Aufgabenträger des örtlichen Brandschutzes und der örtlichen Hilfeleistung und den vom Landkreis vorzuhaltenden Einheiten im überörtlichen Brandschutz, der überörtlichen Hilfeleistung sowie im Katastrophenschutz in Erscheinung zu treten", heißt es im Konzept. Angestrebt ist eine Einsatzbereitschaft rund um die Uhr. Oberste Priorität habe eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung. Zitate aus dem Konzept: "Abschließend ist festzustellen, dass sich über Jahre ein Investitionsstau entwickelt hat, der sich negativ auf die Ausbildungsqualität, die Moral der ehrenamtlichen Helfer und die Einsatzbereitschaft der Katastrophenschutzeinheiten des Landkreises auswirkt." "Das Glück des Landkreises, bisher an Ereignissen mit katastrophalen Ausmaßen nicht beteiligt zu sein, wird aufgebraucht sein."

Kommentar von Jan Augustin (LR): Die vorgestellte Konzeption eines neuen Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Technischen Zentrums deckt erhebliche Mängel auf. Die Ausstattung in der Großräschener Einrichtung ist nicht nur veraltet, sie birgt für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute auch ein Sicherheitsrisiko.

Ausgerechnet im Katastrophenschutzlager wird der Brandschutz als äußerst bedenklich eingestuft. Es fehlt an Platz, Personal und an moderner Technik. Nachwuchs kann bei diesen erschreckenden Zuständen nur schwer motiviert und gewonnen werden. Der Kreis kommt trotz seiner angespannten Haushaltslage nicht umhin, Geld in die Hand zu nehmen und das FKTZ schleunigst zu modernisieren. Es ist seine Pflicht. Quelle: lr-online.de

Foto: Uwe Hegewald