06. März 2016 / 19:03
Autor:  Holger Neumann

Eine Delegiertenversammlung mit vielen aktuellen Feuerwehr-Problemen

In Bronkow diskutiert der Kreisfeuerwehrverband Oberspreewald-Lausitz angeregt über die Zukunft der Feuerwehren und legt die aktuellen Probleme auf den Tisch

Nach der Eröffnung der Versammlung und Begrüßung der Gäste durch den Geschäftsführer des Verbandes Harald Jurke, hält Verbandsvorsitzender Manfred Mrose seinen Rechenschaftsbericht. Und gleich in seinen ersten Sätzen wird deutlich, dieser Rechenschaftsbericht ist ein Anderer.

Manfred Mrose kritisiert offen und deutlich den Umgang des Landkreises mit den Feuerwehren. Er spricht von Versprechen, welche seit Jahren eingefordert werden aber bis heute noch immer nicht Realität sind. Er bemängelt die Zustände im Feuerwehr- und Katastrophenschutz technischem Zentrum, er mahnt die vom Landrat seit längerem versprochene Trennung des Sachgebietes Rettungsdienst, Brand- und Katastrophenschutz an, er spricht über die Kreisausbildung, welche durch immer weniger Kreisausbilder abgesichert werden muss.

Mrose berichtet, dass es bereits Briefe der Kreisausbilder selbst an den Landrat gegeben hat. Auch gab es seitens des Landrats Antworten. Aber, Papier ist geduldig, so seine Einschätzung.

Dann kommt er zu einem weiteren großen Problem der Feuerwehren. Die Wehren werden zunehmend für Dinge herangezogen, welche bisher nicht Aufgaben der Feuerwehren waren, welche vor Jahren kein Thema gewesen sind. Er spricht über die vehement zunehmenden Alarmierungen zu Türnotöffnungen und Tragehilfen. Die Belastungsgrenzen der Feuerwehren sind erreicht, aber die Einsatzzahlen steigen stetig weiter. Nach wie vor werden die Feuerwehrleute zu Müllmännern für all das herangezogen, wozu sich niemand anderes verantwortlich fühlt, so Kamerad Mrose weiter. „Eigentlich ist alles geregelt, aber uneigentlich halten sich nicht alle Betroffenen daran!“

Aber auch positives kann der Verbandsvorsitzendes berichten. So ist es gelungen, den Feuerwehrfrauen und Männern des Landkreises und natürlich auch den Jugendfeuerwehren erhebliche Vergünstigungen durch gewonnene Partner des Netzwerkes „Fit- und gesund im Einsatz“ zu bieten. Bisher konnten 8 Partner vertraglich gebunden werden. Er kündigte an das in den kommenden Wochen zwei weitere hinzukommen.

Er berichtete über die im Jahr 2015 ausgetragenen Feuerwehrtage. In Kittlitz den der Frauen- und Männer sowie in Ruhland den der Jugendfeuerwehren. Beiden Ausrichtern, den Wehren aus Ruhland und Kittlitz dankt er im Besonderen für Ihre Arbeit bei der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltungen.

Er berichtet über das gute Abschneiden der Mannschaften aus Groß Lübbenau, Missen und Klein Radden bei den Landesmeisterschaften im Feuerwehrsport in Rhinow. Auf Grund der Platzierungen starten die genannten Mannschaften im Jahr 2016 bei den Deutschen Meisterschaften in Rostock.

Selbst ein Sommertheater lieferte das Jahr 2015 so Manfred Mrose. In Ortrand stritt man mit der Feuerwehr. Am Ende, so konstatierte er siegte die Vernunft.

Zum Ende seines Berichtes informierte er über die Brandschutzerziehung im Landkreis. Hier bemerkte er eine hervorragende Arbeit des Fachausschusses. Er bemerkte, dass die Brandschutzerziehung in anderen Landkreisen bereits durch hauptamtliche Mitarbeiter der Kreisverwaltung sichergestellt wird.

Manfred Mrose kündigte an, dem Landrat ein Schreiben mit all den angesprochenen Problemen in naher Zukunft zu übergeben und um einen Gesprächstermin zu bitten.

Dem Bericht des Vorsitzenden folgte der Bericht des Kreisjugendfeuerwehrwartes Fred Hagen Karzenburg. Er nutzte seine Redezeit sich bei allen Unterstützern der Jugendwehren im Landkreis zu bedanken. Karzenburg bemerkte, dass im Jahr 2016 Neuwahlen der Kreisjugendfeuerwehr anstehen und forderte die Delegierten auf, sich in Ihren Wehren nach Mitstreitern umzuschauen.

Bei stabilen, sogar leicht steigenden Mitgliederzahlen bei den Jugendwehren sprach er davon, dass die Übernahmen von den Jugendfeuerwehren in die Einsatzabteilungen mit in 2015 30 Jungen und 7 Mädchen noch weitere Reserven bestehen.

Fred Hagen Karzenburg konnte feststellen, dass es in letzter Sekunde gelungen sei, die Feuerwehr Hohenbocka zu gewinnen den diesjährigen Kreisjugendfeuerwehrtag am 10. September auszurichten.

Nach den beiden Rechenschaftsberichten folgten Grußworte der Gäste und anschließend die Diskussion.

Frau Klug, 1. Beigeordnete und Dezernentin Bau, Ordnung und Umwelt im Landkreis OSL vertrat den verhinderten Landrat. Sie nahm neben den Themen zu den Einsätzen des Jahres 2015 auch zu den vom Vorsitzenden vorgetragenen kritischen Punkten Stellung. Sie versprach den Delegierten, dass die Kreisausbilder verstärkt und die Kreisausbildung durch das Konzept zur weiteren Gestaltung des FKTZ verbessert wird. Dieses Konzept muss in den kommenden Tagen durch die wichtige Hürde des Kreistages. Bei entsprechender Zustimmung steht deren Umsetzung auf der Tagesordnung. Auch wird es, so die Dezernentin im Jahr 2016 zur Trennung des Sachgebietes kommen. Ebenfalls ist eine weitere Planstelle im Sachgebiet fest eingeplant.

Frau Klug bedankte sich für die geleisteten Stunden aller Feuerwehrleute. Sie erinnerte an zurückliegende Einsätze, so an den Brand bei den Umweltdiensten in Großräschen über mehrere Tage.

Auch der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg ließ es sich nicht nehmen, einige Worte an die Delegierten zu richten.

Er berichtete von weiterführenden Förderprogrammen zur Unterstützung der Träger des Brandschutzes. Er berichtete von Flüchtlingsunterkünften an der Landesschule, welche es in Zukunft nicht mehr geben darf.

Das Problem des Übergangs von den Jugendfeuerwehren zu den Einsatzkräften ist auch im Land ein solches, so Schippel. Übernehmen die Feuerwehren in Sachsen/Anhalt jährlich etwa 900 Jugendliche so sind es in Brandenburg derer „nur“ etwa 500.

Eine weitere Veränderung kündigte der Präsident an. Der Landesverband sei auf der Suche nach einer neuen Geschäftsstelle, da die vorhandene in Potsdam zu klein geworden ist.

Bei der nun folgenden Diskussion ergriff der Ortswehrführer der Ortsfeuerwehr Schipkau, Hauptbrandmeister Achtenberg das Wort.

In einem sachlichen aber bestimmt und ruhig vorgetragenem Diskussionsbeitrag beschrieb er die derzeitigen Zustände in seiner Feuerwehr. Und er redete damit vielen aus der Seele. Er berichtete über die in den letzten Jahren errichteten Feuerwehrgerätehäuser, welche vernünftige Bedingungen für die Kameradinnen und Kameraden bieten. Er sprach von einem Park an Lösch- und Einsatzfahrzeugen in der Gemeinde Schipkau, welcher keine Wünsche offenlässt. Alles hat sich nach der politischen Wende zum Positiven verändert. Nur an eins hätte man nicht gedacht. Kein noch so modernes Feuerwehrauto löscht einen Brand, wenn es keine Menschen mehr gibt, die diese modernen Fahrzeuge bedienen. Und da sieht er seit Jahren ein großes Problem.

Werden die Einsatzaufgaben für die Feuerwehren immer umfangreicher, denkt niemand darüber nach, durch wen und wie diese Aufgaben noch bewältigt werden sollen. Er beschreibt bilderbuchartig, wann und wo seine in der Wehr verbliebenen Kameradinnen und Kameraden leben und arbeiten. Das ihnen kaum noch Zeit für die Feuerwehr bleibt. Und er beschreibt, dass die jungen Leute kein Interesse mehr an der Feuerwehr haben. Das der Gedanke der Nachbarschaftshilfe mehr und mehr verloren geht.

Der Blumenstrauß und der Händedruck vom Bürgermeister reichen schon lange nicht mehr aus, Menschen für die Mitarbeit in der Feuerwehr zu gewinnen. Aufgabe der Politik muss es sein, eine Mitarbeit in der Feuerwehr attraktiver zu machen. Und er legt noch eine Schippe drauf. Er ruft Politik und Verbände auf, es unattraktiv zu machen kein Feuerwehrmann zu sein. Es braucht Führungskräfte und Entscheidungsträger in der Politik, die sich unbeliebt machen und die Probleme offen und direkt ansprechen so Kamerad Achtenberg.

Als nächstes ergreift Kamerad Mußlick von der Feuerwehr Buchwäldchen das Wort und stimmt Kameraden Achtenberg zu. Gerade vor ein paar Tagen - so Mußlick - kam aus der Landesregierung eine Anfrage an die Feuerwehren, wo ein Fragenkatalog innerhalb von 5 Tagen zu beantworten sei. An der Sinnhaftigkeit und Beantwortbarkeit der gestellten Fragen zweifelte nicht nur er. Wir müssen uns dagegen wehren, die Träger des Brandschutzes, die Verbände unserer Wehren, so Mußlick.

Daraufhin ergriff der Präsident noch einmal das Wort und stellte fest, „Man müsse solche Beiträge wie der vom Kameraden Achtenberg auf Tonband aufnehmen, um diesen an den richtigen Stellen zu publizieren“.

Olaf Schulz berichtet nun über die Arbeit des Fachausschusses Brandschutzerziehung. Er stellte die im vergangenen Jahr beschafften Gerätschaften wie Brandsimulator und Flashover-Box vor. Möglich wurden diese Anschaffungen unter anderen durch Lottomittel des Landes Brandenburg.

Kreisbrandmeister Ingo Worreschk griff noch einmal die Probleme der Türnotöffnungen und Tragehilfe auf. Er sprach über die damit verbundene Demotivation der Feuerwehrleute. So trugen die vielen Fehlalarme in den Flüchtlingsunterkünften u.a. in Lauchhammer, Senftenberg und Lübbenau ebenfalls nicht zur Begeisterung der Kameradinnen und Kameraden bei.

Worreschk bedankte sich bei den Mitgliedern des Gefahrstoffzuges, welcher in den letzten Jahren unter Führung der Kameraden Hadlich und Knoppe richtig an Fahrt aufgenommen hat.

Im Anschluss an die Diskussionen folgten zwei Auszeichnung. Für seine jahrelangen Verdienste im Feuerwehrwesen wurde Erster Hauptbrandmeister Rudolf Teubert von der Feuerwehr Lauchhammer mit dem Ehrenzeichen des Kreisfeuerwehrverbandes ausgezeichnet.

Kreisbrandmeister Ingo Worreschk erhielt die Schiedsrichter- und Kampfrichterspange des CTIF im Deutschen Feuerwehrverband in Silber für 20 Jahre Mitwirkung als internationaler Kampfrichter.

Im nichtöffentlichen Teil der Versammlung wurden notwendige Beschlüsse gefasst. Unter anderem wurde beschlossen, dass ab dem Jahr 2017 pro Jahr nur noch ein Feuerwehrtag stattfindet. Erwachsene- und Jugendfeuerwehrtage im Wechsel. Ziel der Maßnahme ist es, das Niveau der Veranstaltungen weiter zu steigern und die Finanzierbarkeit abzusichern.

Im Schlusswort bedankte der Vorsitzende sich bei den 103 teilnehmenden Delegierten für das Vertrauen und die konstruktive Mitarbeit. Gleichzeitig erinnerten Manfred Mrose und Harald Jurke, dass in zwei Jahren neue Vorstandswahlen stattfinden und beide das Alter erreicht haben, wo Jüngere an der Reihe sind, diese Aufgaben zu übernehmen.

Fotos: Ho. Neumann