27. Januar 2017 / 10:01
Autor:  Daniel Preikschat

Tragedienste belasten Lübbenauer Feuerwehr

Immer mehr Türnotöffnungen und Krankentransporte in Lübbenau / Kameraden verärgert

Bei fast jedem dritten Einsatz der Lübbenauer Feuerwehr im vorigen Jahr mussten Türen aufgebrochen und Kranke oder Verletzte in Treppenhäusern rauf und runter geschleppt werden. Die Kameraden halten das nicht für ihre Aufgabe. Man stelle sich vor: Ein übergewichtiger Mann liegt verletzt oder schwer krank in seiner Wohnung und muss dringend in die Klinik transportiert werden. Die zwei eintreffenden Rettungssanitäter aber sind erstens schmächtig und bekommen zweitens die Tür nicht geöffnet. In solchen oder vergleichbaren Situationen musste im vergangenen Jahr in Lübbenau und Umgebung oftmals die herbeigerufene Feuerwehr für Abhilfe sorgen. Laut den Berichten der Stadt- und Ortswehrführer am Dienstag bei der Jahreshauptversammlung bestanden 48 der 152 Einsätze insgesamt darin, Türen notzuöffnen und für den Rettungsdienst Tragehilfe zu leisten. Stadtbrandmeister Hartmut Wassermann stellte klar, dass eine Feuerwehr nicht dafür da ist, derartige Aufgaben zu übernehmen. Mittlerweile würden die Kameraden von den Leitstellen aber regelrecht bestellt, um Kranke oder Verletzte nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus wieder zurück in ihre Wohnungen zu tragen. Manfred Mrose, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes und Ortswehrführer in Klein Radden, wurde noch deutlicher: "Hier wird das Ehrenamt missbraucht." Manfred Mrose vermutet, dass seit dem Wegfall des Zivildienstes Rettungsdienste personell nicht mehr so gut ausgestattet sind und nun die Feuerwehr der Lückenbüßer ist. Christian Hütter hingegen, im Rathaus für Brandschutz zuständig, sieht eher das steigende Durchschnittsalter der Einwohner auch in Lübbenau als Ursache des Problems. 2015 schon mussten die Lübbenauer Brandbekämpfer doppelt so häufig Senioren in Notlagen helfen wie im Jahr davor. 26 Mal verschafften sie sich Zutritt in die Wohnungen zumeist älterer Menschen. 2016 stieg die Zahl schon auf 28. Bürgermeister Helmut Wenzel (parteilos) versteht den Ärger der Kameraden. Natürlich dürften sie den Tragedienst im Notfall nicht versagen. Die Kostenerstattung dafür jedoch sei dringend zu klären. Möglicherweise müssten die Krankenkassen zahlen. Er sei hier mit dem Landkreis OSL schon im Gespräch. Doch beispielsweise auch bei der Feuerwehr Guben im Nachbarlandkreis Spree-Neiße machen die Krankentransporte und Türnotöffnungen bereits ein Drittel aller Einsätze aus. Der dortige Landart Harald Altekrüger (CDU) hat eine klare Regelung des Landes gefordert. Zum Thema:
152 Einsätze hatte die Lübbenauer Feuerwehr 2016, neun mehr als im Vorjahr. Es waren etwa so viele Brände zu löschen, wie technische Hilfeleistungen zu erbringen. Größte Herausforderungen für die Lübbenauer waren der Großbrand bei Spreewaldbauer Karl-Heinz Ricken in Vetschau und der kleinere Brand im schwer erreichbaren Gasthaus Kaupen No. 6 in Lehde. Quelle: lr-online

Foto: Ho. Neumann (Archiv)