23. Oktober 2017 / 08:10
Autor:  Kathleen Weser

Übungsalarm mit Brand und Wasser-Not

Beide Schwarzheider Feuerwehren und die Brandschutzeinheit des Oberspreewald-Lausitz-Kreises rücken aus.

Die Sirene heult in Schwarzheide. Für die Einsatzkräfte der Werksfeuerwehr der BASF und die Kameraden der freiwilligen Feuerwehr ist das ein scharfer Alarm am Sonnabend zur besten Frühstückszeit. Die Brandschutzeinheit Oberspreewald-Lausitz, die sich bereits am Wandelhof eingefunden hat, indes weiß: Das ist eine Übung. Im Eiltempo sind die Fahrzeuge der beiden Feuerwehren der Stadt in der Spur. Die Tanklöschfahrzeuge nehmen Fahrt auf in Richtung der Fränkischen Rohrwerke. Der Hersteller von Kunststoffrohren im Gewerbegebiet ist nur über die große Runde um die Stadt zu erreichen. Die Brandbekämpfer machen Tempo. Denn Kreisbrandmeister Ingo Worreschk und sein Vize und schon berufener Nachfolger, Tobias Pelzer, stellen die Feuerwehren vor einen schweren Brocken Arbeit. Beim Rohrhersteller steht eine Lagerfläche im Betriebsgelände in Flammen. Per Handdruckmelder ist der Übungsalarm von einem Mitarbeiter ausgelöst worden. „Das ist sehr realistisch“, sagt Ingo Worreschk. Im Kreisgebiet ist trotz Digitalfunk auch das Sirenennetz noch flächendeckend vorhanden. „In Schwarzheide ist die Sirene zum Schutz der Bevölkerung wegen der Industrieunternehmen generell in Betriebsbereitschaft zu halten“, erklärt der erfahrere Brandschützer, der konzentriert und leicht wehmütig zugleich als strenger Beobachter der Einsatzübung vor Ort ist. Der Kreisbrandmeister geht in wenigen Tagen in den Ruhestand. „Damit habe ich mich noch gar nicht intensiv beschäftigt. Aber jetzt wird es langsam ernst“, sagt er. Stolz schaut Ingo Worresch auf seinen Nachfolger, der das Heft des Handelns am Sammelplatz der Brandschutzeinheit aber selbst auch bewusst aus der Hand gibt. Denn die Einsatzkräfte, zusammengezogen aus dem ganzen Oberspreewald-Lausitz-Gebiet, haben sich wie im Ernstfall selbst zu organisieren. Die Anforderung der Schwarzheider Feuerwehren nach mehr Schlagkraft mit Löschwasser kommt prompt. „Im Ernstfall müsste bei brennenden Kunststoffen und damit sehr hoher Hitzeentwicklung natürlich mit Schaum gelöscht werden“, erklärt Ingo Worreschk. Die Sauerei auf dem Firmengelände, auf dem an diesem Sonnabend normal gearbeitet wird, vermeiden die Organisatoren der Einsatzübung. Eine Gemeinheit haben sie sich aber noch ausgedacht für die Feuerwehrleute. Die Besatzungen der Tanklöschfahrzeuge rücken zunächst eilens vom Sammelplatz ab. Mit der vollen Ladung Löschwasser. Mehr als 30 000 Liter haben die acht Gefährte an Bord. „Damit lässt sich schon viel ausrichten“, bestätigt Tobias Pelzer, der Vize-Kreisbrandmeister und Sachgebietsleiter für den Brand- und Katastrophenschutz im Landkreis. Die Feuerwehrleute aber sind in der Übung dann angehalten, von den Hydranten im Gewerbegebiet im Pendelverkehr ständig Nachschub zu liefern, um die Flammen zu ersticken. Sie ziehen Trinkwasser. Und dann bricht in der ganzen Stadt das Netz zusammen. Fiktiv. Löschwasser wird aber dringend mehr und vor allem stabil weiter benötigt. Die Brandschutzeinheit und das Technische Hilfswerk müssen das Nass jetzt über etwa zwei Kilometer aus einem offenen Gewässer zum Brandherd führen. Der Schwarzheider Ferdinandsee wird angezapft. Das ist Schwerstarbeit. „Das zu üben, habe ich schon lange vor“, begründet Ingo Worreschk den harten Einsatzauftrag. Seit zwei Jahren plant er das. Denn eine Löschwasserversorgung über Kilometer aufzubauen, ist nicht einfach. Ein Zwischenspeicher muss eingerichtet werden. Und in regelmäßigen Abständen sind die lange Schlauchleitung starke Pumpen zu integrieren, damit das Löschwasser mit kräftigem Druck am Brandort aus den Rohren auf die Flammen gerichtet werden kann. Dies alles muss funktionieren, ohne dass auf dem Weg große Wasserverluste produziert werden. Das Übungsprogramm schlaucht die Einsatzkräfte am Sonnabend doppelt. Die Führungsspitze ist am Ende des Tages dann recht zufrieden. Aber auch die Manöverkritik folgt - die Kommunikation per Funk ist verbesserungswürdig.
Quelle: lr-online.de

Foto: Steffen Rasche