14. Januar 2019 / 09:01
Autor:  Uwe Hegewald

Ortrander lebt Traum vom Feuerwehrmann

Ohne Ehrenamt wäre das Leben im Landkreis OSL nicht so bunt. Wer sind diese engagierten Leute? Volker Tischer gehört dazu.

Lokführer, Pilot, Feuerwehrmann oder doch lieber Kosmonaut? Volker Tischer kann sich heute nicht mehr daran erinnern, welchen der ambitionierten Berufswünsche er als Knirps in die engere Wahl gezogen hat. Woran er sich jedoch erinnert, ist eine frühe Hingezogenheit zu Feuerwehrleuten. „In Großkmehlen, wo ich aufgewachsen bin, war ein Mitwirken bei der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) quasi vorprogrammiert. Entziehen konnte man sich der Entwicklung ohnehin nicht“, macht er an einem Beispiel fest. So sei es gleichermaßen Regel und Verpflichtung gewesen, dass bei Brandeinsätzen im Wald aus jedem Gehöft eine erwachsene, männliche Person zur Brandbekämpfung gestellt werden sollte. „Bestenfalls mit einem Spaten oder Schaufel. Eine entsprechende technische Ausstattung, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht“, begründet Volker Tischer. Früh entschied er sich, der Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“ beizutreten. „Im Alter von elf Jahren war das. Mich hat das Wissen von Horst Müller fasziniert, der uns die Grundlagen des Feuerwehr-Einmaleins vermittelt hat“, erzählt er. Im Jahr 1976 erfolgte der offizielle Eintritt in die Reihen der FFW Großkmehlen unter dem damaligen Wehrleiter Alfred Stein und an der Seite seines Großvaters Hans Scholz. Das Modell der AG „Junge Brandschutzhelfer“ sieht Volker Tischer bis heute als „praktisch und hilfreich“. Im Grunde habe man mit den heutigen Formaten Kinder- oder Jugendfeuerwehr das Fahrrad neu erfunden. „Das ist auch notwendig, um frühzeitig Nachwuchs zu gewinnen. Vereine machen das nicht anders“, sagt der Ortrander. Ab einem Alter von sechs Jahren könne angesetzt werden, vorausgesetzt, dass Kinder eine gewisse Begeisterung mitbringen. Bei Volker Tischer ist diese nie erloschen. Nach Lehrausbildung, Grundwehrdienst und Anstellung in der Ortrander Eisenhütte wirkte er in der dortigen Betriebsfeuerwehr mit. 1992 stieg er in die FFW Ort­rand ein und wurde 1994 zum Ortswehrführer berufen. Dafür musste noch mehrmals die (Feuerwehr-)Schulbank gedrückt werden. „Im Prinzip habe ich die Ausbildung noch einmal neu gemacht. Nach neuen Kriterien, die nach der Wende relevant waren, zuzüglich einer Führungsausbildung“, berichtet er. Eine der härtesten Nüsse, die er als Ortswehrführer zu knacken hatte, war das Zusammenlegen der FFW Ortrand und Burkersdorf. „Die Feuerwehrleute hatten Bedenken, ihre Identität zu verlieren. Fakt war jedoch, dass wir in Ortrand über die entsprechende Technik verfügten, um auch zu Einsätzen auf der Bundesautobahn A13 auszurücken, in Burkersdorf jedoch viele junge Leute lebten“, schildert Volker Tischer die damalige Situation. „Noch heute bin ich allen Kameraden dankbar, die ihrerzeit die Entscheidung des Zusammenführens beider Wehren mitgetragen haben. Es war die richtige Entscheidung.“ Führungsqualifikationen, OSL-Kreisausbilder oder sein Mitwirken im ABC-Zug des Landkreises, der qualifizierte Gefahrstoff-Einsätze ermöglicht, legten den Grundstein, um sich 1998 für einen Job in der Rettungsstelle Senftenberg zu bewerben. „Da hieß es, eine berufliche Ausbildung zu absolvieren“, so Tischer, der nach Zusammenlegung (2005) der Rettungsleitstellen Senftenberg und Cottbus in der Regionalleitstelle Lausitz Dienst schiebt. „Einmal Feuerwehrmann – immer Feuerwehrmann. Das Sprichwort trifft schon irgendwie zu“, räumt er ein und lenkt das Gespräch auf die Familie: „Ohne den Rückhalt durch meine Frau Cornelia und das Verständnis meiner beiden Kinder mit Partnern wäre die berufliche Laufbahn in dieser Form nicht oder nur schwer realisierbar gewesen.“ Die Familie, zu der sich inzwischen fünf Enkelkinder gesellt haben, gibt dem Pulsnitzstädter Halt und Ausgleich, um sich vom verantwortungsvollen Job in der Leitstelle Cottbus zu entspannen. Wenn es die wenige Freizeit zulässt, widmet sich Volker Tischer seinen Hobbys Imkern und Modelleisenbahn. So gesehen kann er im Berufswunsch-Portal hinter „Lokführer“ letztlich ein zweites Kreuzchen setzen. Selbst der Kosmonauten-Job ist noch nicht so recht vom Tisch: „Es gibt bestimmt Leute, die mich auf den Mond schießen würden“, stellt er mit einem Augenzwinkern klar. Das habe mit seinen Funktionen als langjährige Führungskraft der Feuerwehr des Amtes Ortrand zu tun, aber auch mit der Notwendigkeit, unkonventionelle Entscheidungen zu fällen. „Ich wünsche mir, dass der Zusammenhalt stärker wird und dass auch die Meinungen anderer respektiert werden. Das Feuer in der Traditionsbäckerei Günther (Frauendorf) kurz vor den Weihnachtsfeiertagen hat uns wieder gezeigt, wie sehr wir einander brauchen“, appelliert er an seine Kameraden im Amt.
Quelle: lr-online.de

Foto: Uwe Hegewald