17. September 2023 / 16:09
Autor:  Fred Hagen Karzenburg

Das Ende einer Feuerwehr – Geschichte und ein Neuanfang

Altehrwürdiger Schlauchwagen in Calau in den „Ruhestand“ verabschiedet

Abschiednehmen ist meist kein sehr schönes Ereignis. Auch die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Calau mussten kürzlich Abschied nehmen – von einem altehrwürdigen Feuerwehrfahrzeug. Der Schlauchwagen SW 12, ein alter Horch H3A, wurde nach fast 70 Jahren Einsatzzeit aus dem Dienst genommen. Hierzu hatte ein kleines Organisationsteam eine würdige Abschiedsfeier vorbereitet, zu der auch einige Gäste erschienen waren. Der Kreisfeuerwehrverband OSL entsandte Wieland Fabricius, zuständig für Historik. Der ehemalige Ordnungsamtsleiter Reinhard Graf war anwesend, wie auch einige Kameraden der FF Altdöbern und der Calauer Alters- und Ehrenabteilung. Besonders herzlich begrüßt wurde der mit 88 Jahren älteste und zugleich dienstälteste Kamerad unserer Wehr Horst Senftleben.

Vor der offiziellen Begrüßung durch den Ortswehrführer Sven Richter gab es zunächst eine Reihe an Erinnerungsfotos mit dem Fahrzeug – Veteranen. Dann ging es in die Fahrzeughalle, um einem kurzen Rückblick auf die Geschichte des Autos, vorgetragen vom Kameraden Fred – Hagen Karzenburg zu lauschen. Mit einem Alter von immerhin 68 Jahren ist unser „Schlauchleger“, wie ihn die älteren Kameraden zuweilen liebevoll betiteln, das mit Abstand älteste im Einsatzdienst befindliche Fahrzeug im Landkreis OSL gewesen und vermutlich sogar im gesamten Land Brandenburg.

Baujahr 1955, 80 PS, 60 km / h Höchstgeschwindigkeit, 1.200 m B – Druckschläuche – diese und weitere technische Details wurden noch einmal in Erinnerung gerufen, ebenso wie der eine oder andere teilweise recht spektakuläre Einsatz, der gefahren wurde. Immer war der SW zuverlässig, und niemand konnte so recht erklären, weshalb ständig ein Schild „Nicht einsatzbereit“ im Fahrerhaus hing.

Nach diesem kleinen Rückblick in die Calauer Feuerwehrhistorie sollte nun ein neues Kapitel in der Geschichte des Oldtimers beginnen. Den ein großer Fan von alten Feuerwehrautos hat sich entschlossen, sich seiner anzunehmen und in eine bereits vorhandene umfangreiche Sammlung einzufügen. Mit dem Kameraden Frank Jurisch von der Boblitzer Feuerwehr konnte auch Dank der Bemühungen unseres Alt – Bürgermeisters Werner Suchner ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet historischer Feuerwehrfahrzeuge aus der DDR überzeugt werden. Gemeinsam mit dem Kameraden Axel Krüger war er gekommen, um symbolisch den Schlüssel zu übernehmen. Gleichzeitig wollen einige Kameraden der Calauer Wehr die kleine Truppe von Oldtimer – Freunden um Frank Jurisch verstärken und dafür sorgen, dass dieses und die anderen Feuerwehr – Veteranen – Autos erhalten werden. Die Kameraden Fred – Hagen Karzenburg, Falko Lorenz, Frank Reimann, Thomas Schmatloch haben sich in den vergangenen Jahrzehnten um das Fahrzeug gekümmert und wollen dies auch in Zukunft tun.

Begleitet von drei älteren Löschfahrzeugen aus DDR – Produktion fuhr der SW 12 dann noch eine Abschiedsrunde durch die Stadt, wo ihm auch tatsächlich einige Bürger unserer Stadt herzlich zuwinkten, wie beispielsweise unser Alterskamerad Dieter Weidner mit seiner Frau und Iris Horschig, Lehrerin an der Calauer Grund- und Oberschule mit ihrer Familie.

Schließlich erreichte er sein neues Domizil und fand gleich einen guten Platz zwischen all den bereits dort versammelten Schmuckstücken. Der Abend klang dann mit einem kleinen Imbiss und vielen spannenden Gesprächen im Gerätehaus aus.

Wir möchten an dieser Stelle allen danken, die zum Gelingen der tollen Abschiedsfeier beigetragen haben. Ein besonderer Dank geht jedoch an Werner Suchner und den ehemaligen Stadtwehrführer André Dreßler, ohne deren Mithilfe dieses Auto wohl entweder verschrottet oder meistbietend versteigert worden wäre. So bleibt es als ein Stück Calauer Geschichte erhalten und vor allem hier in der Nähe und steht uns jederzeit zur Verfügung, wenn wir es wieder einmal in Calau präsentieren wollen.

An Matthias Nerenz vom Calauer Heimatverein geht ein großes Dankeschön für die tollen Fotos, die das Fahrzeug fast wie gerade erst produziert erscheinen lassen und den spektakulären Film, den er in kürzester Zeit zusammengeschnitten hat.

Fotos: Andreas Hertig - Feuerwehr Calau